Hallo, ich bin Hannah Fuchs.
Schön, dass Sie mich gefunden haben. Ich bin 39 Jahre alt, verheiratet und Mutter einer zuckersüßen 8-jährigen Tochter. Auch meine Tochter begleitet der Diabetes seit 2017. Meine eigene zuckersüße Geschichte begann, als ich 7 Jahre alt war. Obwohl einige Familienmitglieder bereits Diabetes hatten, war es für meine Eltern, meine Schwester und vor allem für mich ein großer Schock.
Anfangs wurde ich oft bei meinen Hobbys wie Reiten und Schwimmen von meinen Eltern „besucht“. So gaben sie mir das Gefühl, auch mit Diabetes alles machen zu können. Das war mir als Kind schon besonders wichtig: Diabetes sollte nicht der Grund sein, warum ich etwas nicht tun konnte oder durfte.
Die Pubertät war für mich keine einfache Zeit. Ich hatte oft das Gefühl, anders zu sein. Meine Eltern vertrauten mir und überließen mir zunehmend das Diabetes-Management. Das Spritzen, Messen, Ausrechnen und Gegenregulieren wurde mir jedoch irgendwann zu viel. Ich hatte keinen Bock mehr auf den Diabetes. Ich vernachlässigte immer mehr das Messen meiner Blutzuckerwerte, entwickelte aber im Gegenzug ein sehr gutes Körpergefühl. Bis heute kann ich mich auf mein Körpergefühl sehr gut verlassen.
Im Laufe der Jahre kamen immer bessere Testmöglichkeiten auf dem Markt, so dass das blutige Messen im Finger entfiel. Für mich eine große Erleichterung.
Im Jahr 2004 beendete ich meine Ausbildung zur Erzieherin mit Schwerpunkt der Jugend- und Heimerziehung. Ich hatte das große Glück, über 9 Jahre in einer großartigen Familienwohngruppe arbeiten zu dürfen.
Als unsere Tochter unterwegs war, wurde mir bewusst, dass ich besser auf meinen Körper achten müsste. Ich schaffte es, regelmäßig meinen Blutzucker zu kontrollieren und hatte auch sonst meinen Diabetes im Griff. Die Schwangerschaft verlief ohne weitere Komplikationen, worüber ich sehr dankbar bin. Als unsere Tochter 2013 gesund und munter geboren wurde, war ich unendlich glücklich. Ich habe gestillt, mich bewusst ernährt und alles getan, damit unsere Tochter gesund bleibt.
Bei einer Routineuntersuchung im Jahr 2017 wurde ein erhöhter Zuckergehalt im Urin festgestellt. Für mich brach eine Welt zusammen. Vorwürfe, Ängste und Sorgen gingen mir durch den Kopf. Wie gerne hätte ich unserer Tochter diese Krankheit erspart! Doch es half alles nichts. Auch wir mussten den Diabetes annehmen und in unser Leben integrieren. Puuuh, nicht immer ganz einfach.
Heute denke ich zurück, an den letzten Urlaub am Meer ohne Sensor und Katheter. Damals hatte ich Tränen in den Augen, mein Kind das letzte Mal so unbeschwert ohne Nadeln im Körper zu sehen. Auch der erste Schwimmbadbesuch mit Insulinpumpe bereitete mir einen Kloß im Hals. Tausend Gedanken gingen mir durch den Kopf.
Doch ziemlich schnell kam die Wende. Das Wichtigste für mich war, unser altes Leben so gut es ging zurück zu bekommen. Ja, der Diabetes ist da, aber unser Tag dreht sich nicht nur um das eine Thema. Zumindest sind wir als Eltern bemüht, dies unserer Tochter zu vermitteln. Es war und ist unsere Tochter, die uns täglich zeigt, wie unbeschwert man auch mit Diabetes leben kann.
Mein Mann, meine Eltern, Schwiegereltern, Freunde und Erzieher, alle Menschen die unsere Tochter im Alltag begleitet haben, mussten sich auf das Abenteuer Diabetes einlassen. So haben wir Abende damit verbracht, gemeinsam zu lernen, was eigentlich KEs sind und was man alles beachten muss.
Ich war beeindruckt, wie selbstverständlich unsere Tochter bei allen Alltagssituationen wieder integriert wurde und teilnehmen konnte.
Ich habe gelernt, loszulassen und zu vertrauen. Natürlich gibt es auch bei uns Messwerte außerhalb des Normalbereichs, aber das ist okay. Wichtig ist mir, dass ich unserer Tochter keine Angst in Bezug auf ihre Blutzuckerwerte vermittle.
Ein gut eingestellter Diabetes ist wichtig, aber manchmal kommt einfach das Leben dazwischen.